Torhout…..100 km einfach crazy!
Mittwoch, 17.06.2009: Gemeinsam mit den Athleten Dominik Pacher, Rainer Predl, Herbert Hartl und den Betreuern Christine und Manfred, bin ich von Wien nach Brüssel geflogen. Von dort aus ging es mit dem Zug nach Lichtervelde, wo wir von der Organisation des Rennes abgeholt und nach Zedelgem in unser Hotel gebracht wurden.
Donnerstag, 18.06.2009: Nach einem ausgezeichneten Frühstück hatten wir einen kurzen Trainingslauf am Programm und sind dann anschließend mit dem Bus nach Brugge gefahren um ein bisschen von der Gegend zu sehen. Um 15 Uhr ist der Rest des Teams eingetroffen. Die Athleten Günther Lehner und Regina Strasser, sowie die Betreuer Reinhod Strasser (Teamchef), Sohn Colin Strasser und Herbert Lehner. Gemeinsam sind wir dann zur offiziellen Eröffnungsfeier nach Torhout gefahren, wo wir den Einzug der Nationen genossen und uns noch zusätzlich Motivation geholt haben.
30 Nationen gingen an den Start. Da war schon was los…..
Anschließen haben wir uns noch bei der Pastaparty gestärkt und sind dann wieder zurück ins Hotel.
Freitag, 19.06.2009: Ich hatte den halben Tag damit verbracht, meine Eigenversorgung zu organisieren. Wir hatten auf einer 20 km Runde 5 Labestationen, davon waren vier von unseren Betreuern besetzt, und wir mussten uns im Vorfeld schon ausrechnen, wann, bei welchen Kilometern, bei welcher Labestation, wir wieviel und was trinken bzw. essen wollen. Das ist natürlich für jemanden wie mich, der sowieso wenig Lust auf Essen und Trinken hat beim Bewerb, und diese Dinge immer ganz spontan entscheidet, ganz besonders schwierig. Aber ich hab mich bemüht, für eine ausreichende und ausgeglichene Versorgung zu sorgen. Jede Flasche musste genau beschrieben werden. Die Bezeichnung der Labestation, Name, Startnummer und die Runde, in der alles gebraucht wurde. Das sah dann so aus:
Nach dem Mittagessen hab ich mich dann noch ein wenig hingelegt, aber an schlafen war nicht zu denken. Ich war diesmal sensibler als sonst und hatte ständig das Bedürfnis mit einem meiner Lieben zu Hause Kontakt zu haben. Um 18 Uhr 45 wurden wir dann abgeholt und an den Start gebracht. Die Strecke hatten wir ja am Vortag schon besichtigt…….naja……was soll man sagen. Von Torhout nach Lichtervelde und wieder zurück. Mitten durch die Pampa zwischen den Kühen. Das war zu diesem Zeitpunkt noch kein Problem, obwohl die Straßenbeschaffenheit größtenteils auch zu wünschen übrig ließ. Aber man war noch sehr guter Dinge am Start.
Und dann ging es endlich los…….um 20 Uhr fiel der Startschuss!
Schon nach den ersten Kilometern musste ich feststellen, dass mein Darm ein gewaltiges Problem hatte. Regina ging es gleich. Das „tolle“ war, auf einer 20 km Runde gab es genau zwei Toiletten (!)….ich sag euch…..ein Traum! Kann mich nicht mehr erinnern, wann ich das letzte Mal so Bauchschmerzen hatte. Aber wie heißt es so schön…..der Schmerz vergeht, der Stolz bleibt 🙂 So kämpfte ich mich von einem „Häusel“ zum anderen und war froh, dass es nie besetzt war als ich ankam. Als ob das nicht genug war…..irgendwann wurde es auch in Torhout finster (später als bei uns, aber doch). Man stellte schnell fest, dass die Strecke in vielen Teilbereichen gar nicht beleuchtet war. Da war wieder das große Hoffen …… erwische ich die ebenen Stellen der Strasse, oder nicht…….zwischendurch war ich komplett alleine in der Finsternis. Vor mir niemand, hinter mir niemand, bei 20 km teilt sich das Teilnehmerfeld schon gut auf. Muss ehrlich sagen, ich bin kein Angsthase, aber ab und an hatte ich kein gutes Gefühl beim Laufen. Außerdem war ich in der letzten Runde schon so ausgelaugt vom Durchfall, ich hab die letzten 30 km nur mehr Wasser und Cola getrunken, da ist es mir schon durch den Kopf gegangen…..wenn jetzt der Kreislauf nicht mehr mitmacht…… Letztendlich hab ich jedoch diese Herausforderung gut gemeistert und mit 9:30:06 den 34. Platz in der WM gesamt und den 10. Platz in meiner Altersklasse erkämpft. In der EM Wertung bin ich auf Rang 23 gelandet. Wenn man bedenkt, dass die weltbesten Ultraläufer aus 30 Nationen am Start waren, und 30% der Athleten aufgegeben haben, bin ich schon sehr stolz auf das Ergebnis! Außerdem hab ich mein Plansoll von 10 Stunden um 30 Minuten getoppt 🙂 Das freut mich, nur 7 Wochen nach Bergamo, ganz besonders!
Ich möchte mich an dieser Stelle noch einmal ganz herzlich bei allen bedanken, die mich immer so liebevoll unterstützen und motivieren! Danke auch an die tolle Betreuung von Christine, Herbert, Colin und Reini! Ich kann mich nur immer wieder wiederholen: Ohne Familie, Freunde und Fans, die wie eine Wand hinter dir stehen, sieht eine einsame, finstere Laufstrecke in der Nacht ganz anders aus…… DANKE!
Bis zum nächsten Mal,
eure Hexi